DAS AUTO IN KANADA
Das Auto in Kanada (1900-1945)
In den Anfangstagen des Autos konnten unabhängige kanadische Hersteller große Erfolge verzeichnen. Die ersten derartigen Firmen stellten ursprünglich Kutschen her und stiegen dann auf die „pferdelose Kutsche“ um – die einen Motor hatte. Da Kanada zum britischen Empire gehörte, profitierte es von einer protektionistischen Regelung, die es kanadischen Autoherstellern gestattete, günstig Fahrzeuge in die zum Empire gehörenden Länder zu exportieren.
Dieser Erfolg dauerte nur bis zu den1930er Jahren, als die große Wirtschaftskrise zu einem Abschwung führte. Die kanadischen Autounternehmen hatten nicht die finanziellen Mittel, um die Krise zu überleben, und konnten nicht mit den wesentlich größeren Fabriken in den USA konkurrieren. Daher wurde der kanadische Automobilsektor in der Folge von US- amerikanischen Firmen dominiert.
Der Tudhope-McIntyre von 1908 wurde in Orillia, Ontario hergestellt. 1908 ging die Tudhope Carriage Company eine Partnerschaft mit W. H. McIntyre aus Indiana ein, um mit den
mechanischen Teilen von McIntyre Autos herzustellen.
1904 wurde in Windsor, Ontario der kanadische Zweig der Ford Motor Company gegründet. Der kanadische Ableger der Chrysler Corporation ließ sich aufgrund der Nähe zu seinem erfolgreichen US-amerikanischen Gegenstück in Michigan ebenfalls in Windsor nieder.
Die McLaughlin Motor Car Company unter der Leitung von R. S. McLaughlin wurde 1907 in Oshawa, Ontario gegründet. Zuvor hatte das Unternehmen Kutschen hergestellt. Später schloss es sich mit dem kanadischen Zweig der Chevrolet Car Company zum kanadischen Ableger von General Motors zusammen.
Nebenbei bemerkt
Ein galoppierendes Pferd kann eine Geschwindigkeit von 48 Stundenkilometern erreichen. Der Tudhope-McIntyre von 1908 fuhr mit derselben Geschwindigkeit. Was von beiden würden Sie vorziehen?
Das Auto in Kanada (1945-Gegenwart)
Amerikanische Automobilunternehmen bauten Fabriken in Kanada, um Zugang zum kanadischen Markt zu erhalten und die hohen Importzölle zu umgehen. Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Krieg und der hohen Nachfrage boomte die Branche in den 1950er Jahren. Das Museum verfügt über einige Beispiele derartiger in Kanada gebauten Autos (z. B. des Oldsmobile von 1950, des Buick Special von 1955 und des Buick Wildcat von 1966), von denen viele aus der nahegelegenen Fabrik von General Motors in Oshawa stammen.
Viele der in Kanada hergestellten Fahrzeuge waren für den kleineren kanadischen Markt abgewandelte Versionen von US-Modellen. Die Werbung stellte diese „kanadisierten“ Wagen
als typisch für den kanadischen Lifestyle dar und zeigte sie im Zusammenhang mit Familienausflügen und winterlichen Abenteuertouren.
Der 1965 abgeschlossene „Auto Pact“ gestattete den steuerfreien Handel mit Autos und Autoteilen zwischen den USA und Kanada. Durch diese Vereinbarung konnte die kanadische Autobranche Fahrzeuge für ganz Nordamerika herstellen, was erheblich zu ihrem wirtschaftlichen Erfolg beitrug. Allerdings war damit die Geschichte der rein kanadischen Autoherstellung beendet.
Nach der Unterzeichnung des „Auto Pact“ nahm der Export kanadischer Autos zu. 1967 exportierte Kanada 243.206 Fahrzeuge in die Vereinigten Staaten. Südafrika, Venezuela und Peru entschieden sich ebenfalls für den Import von Autos aus kanadischer Produktion. Im gleichen Jahr waren die USA, Großbritannien, Deutschland, Japan, Frankreich und Schweden
die beliebtesten Länder für Automobilimporte nach Kanada. Obgleich der „Pact“ 2001 aufgelöst wurde, ist der Automobilhandel nach wie vor eine der wichtigsten Branchen der kanadischen herstellenden Industrie.
Nebenbei bemerkt
Ein moderner Toyota besteht aus mehr als 30.000 Teilen. Dazu zählen das Lenkrad und die Scheinwerfer, aber auch die Muttern, Bolzen und Schrauben, die alles zusammenhalten!